EmK - John Wesley

John Wesley

Leben


John Wesley (1703–1791) wurde als Sohn einer hochkirchlichen Pfarrfamilie in England geboren und war Priester der anglikanischen Kirche (Church of England).


1725 erhielt er die Diakon-Weihe der anglikanischen Kirche und wurde Vikar in Epworth. In Oxford gründete sein Bruder Charles 1726 mit zwei Mitstudenten den „Holy Club“, in dem sie sich zum Bibelstudium und vertieftem geistlichen Leben zusammenfanden. Nachdem John sich ihnen angeschlossen hatte, wurde er sehr schnell der Leiter und Organisator der Gruppe. Sie studierten täglich drei Stunden das Neue Testament, fasteten zweimal wöchentlich, besuchten Gefangene, Kranke und Arme und spendeten alles Geld, das sie nicht unbedingt zum Lebensunterhalt brauchten. Die Gruppe, wegen ihres methodisch geführten Gemeinschaftslebens spöttisch „Methodisten“ genannt, vergrößerte sich, und 1735 trat ihr auch George Whitefield bei.


1728 erhielt John die Ordination zum anglikanischen Priester und wirkte als Dozent am Lincoln College der Universität Oxford.

Bekehrung


1735 ging er mit seinem Bruder für zwei Jahre als Missionar nach Georgia. Auf der Überfahrt nach Amerika schloss er sich einer Gruppe der Herrnhuter Brüdergemeine um Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf an und war beeindruckt, als diese, Männer, Frauen und Kinder, während eines fürchterlichen Seesturms ruhig ihre Psalmen sangen, während die Engländer auf dem Schiff in Panik gerieten.


Zurück in England, hatten erst Charles und wenige Wochen später auch John ein Bekehrungserlebnis, das sie von einem unbefriedigten kirchlich-dogmatischen Christentum zur vollen Heilsgewissheit kommen ließ. Dies geschah bei John am 24. Mai 1738 in der Londoner Herrnhuter Brüdergemeine in der Aldersgate Street während jemand aus Martin Luthers Vortrag zum Römerbrief las. Die Reformation Martin Luthers begann mit der Entdeckung, dass nicht die guten Taten entscheidend sind, sondern allein der Glaube und das allein aus Gnade - ein Geschenk Gottes. Etwa 200 Jahre später bewirkte das die entscheidende Wende im Leben des englischen Theologen John Wesley – und die methodistische Bewegung war geboren.


Martin Luther sagte über seine Entdeckung: „Dann verstand ich durch den Geist Gottes die Worte: 'Denn der Gerechte wird aus Glauben leben.' Da fühlte ich mich wie von neuem geboren, wie ein neuer Mensch. Ich trat durch geöffnete Tore geradewegs ins Paradies Gottes ein!“ Dadurch wird der Mensch gerecht, ohne sein Zutun, ohne Vorbedingung, allein durch den Glauben an Jesus Christus. Die grundlegende Erkenntnis der Reformation war, dass nicht die guten Taten einen guten Christen ausmachen, sondern nur der Glaube das Christsein begründet.


Wie konnte es kommen, dass diese Erkenntnis in einer reformatorischen Kirche wie der anglikanischen in England so völlig in Vergessenheit geriet? John Wesley jedenfalls, Sohn eines Pfarrers und selbst theologisch hochgebildet, brauchte ebenfalls diese Wende, um zu dem bedeutenden Erneuerer des christlichen Glaubens zu werden, der er schließlich wurde. Zu dieser Wende führte ihn kein anderer als Martin Luther; und so wie jener durch das Studium des Römerbriefes zu seiner umwälzenden Erkenntnis kam, so dieser durch die Lektüre der Vorrede zum Römerbrief von eben jenem Martin Luther. John Wesley empfand nach seiner Lebenswende  „Frieden mit Gott“.

Tätigkeit


Im selben Jahr, 1738, reiste er nach Frankfurt am Main, Marienborn und Herrnhut. Nach dem Besuch in Herrnhut entwickelte er eine intensive evangelistische Tätigkeit, beginnend als Freiluft-Prediger in England, wo er den Bergarbeitern vor ihren Kohleminen predigte. Aus seinen Tagebüchern ist ersichtlich, dass er unermüdlich von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf ritt und täglich vier bis fünf Predigten hielt. Dies blieb so bis zu seinem Tod – er soll insgesamt 40.000 Predigten gehalten haben, oft vor Tausenden von Zuhörern. Der Inhalt war: Buße, Sündenvergebung, Heilsgewissheit und Wiedergeburt unter Betonung der Erlösung durch Jesus Christus. Methodisten gehen davon aus, dass Gottes Gnade allen Menschen gilt. Der Glaube ist sowohl Gottes Werk im Menschen als auch Entscheidung des Menschen (im Gegensatz zur calvinistischen Lehre, dass Gott für alle Menschen vorherbestimmt hat, ob sie zum ewigen Leben erwählt sind oder nicht).


Die Predigten unter freiem Himmel waren der anglikanischen Kirche nicht recht und wurden von ihr schließlich untersagt. Daher gründete Wesley 1739 eine neue Gesellschaft, die zur methodistischen Bewegung werden sollte.


Von Anfang an hatte er auch eine ausgeprägte Neigung zur sozial-diakonischen Tätigkeit. Er kämpfte für Reformen im Gefängniswesen und für die Abschaffung der Sklaverei. Er richtete Volksbibliotheken ein und sammelte Geld zum Aufbau von vorbildlichen Schulen. Er richtete Darlehenskassen zur Selbsthilfe ein. Ferner kümmerte er sich um die Volksgesundheit, indem er eine Poliklinik und Armenapotheken gründete. Seine Sozialwerke finanzierte er aus dem Erlös seiner Schriften, während er selbst sehr sparsam lebte.


Er starb am 2. März 1791 im Alter von 87 Jahren in London.  

Überzeugungen


Das religiöse Denken ist bei John Wesley praktischer Natur. Das Hauptgewicht liegt nicht auf Meinungen und Lehren, sondern auf Gesinnung und Lebensführung. John Wesley hat keine systematische Theologie hinterlassen und noch weniger seine Anhänger auf eine Sonderlehre verpflichtet, aber er hat deutliche Akzente gesetzt, die bis heute für die methodistischen Kirchen wesentlich sind.


  • John Wesley vertrat entschieden das Konzept der allgemeinen Gnade Gottes, die allen Menschen ohne Unterschied, bedingungslos und ohne irgendwelche Vorleistungen, gilt. Vom Menschen wird aber die Annahme dieser Gnade erwartet, die Gott ihm in Jesus Christus gewährt, obwohl der Mensch diese Gnade nicht verdient hat.
  • Frömmigkeit in der persönlichen Lebensführung und sozial-diakonische Aktivitäten waren für Wesley eine Folge des durch den Glauben veränderten Herzens. Er maß den "guten Werken" aber keine eigene Wirksamkeit für das Heil bei. Er hatte das Beispiel des sogenannten Schächers am Kreuz vor Augen, also des Verbrechers, der sich im letzten Augenblick seines Lebens dem mit ihm gekreuzigten Jesus zuwandte. Jesus versprach ihm daraufhin: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein“ (Lukas 23,43). Der Glaube allein blieb für Wesley der hinreichende Grund dafür, die ewige Seligkeit zu empfangen.
  • Wesley dachte ökumenisch – ihm ging es um die Sammlung und innere Einheit aller Christen.
  • Christsein war für ihn weder eine bloße innere Herzensangelegenheit noch eine bloß formale Sache, sondern Form, Dienst, Verantwortung und Organisation.


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